Stadthaus Romanshorn

Projektwettbewerb im offenen Verfahren
1. Preis, Planung und Realisierung
2025 - 2030

Neue Stadtsilhouette

Einbettung in Massstäblichkeit des Strassenraumes

Parzelle gefüllt - Aussenräume gewonnen

Innerer und äusserer Platz

Reminiszenz an den Massstab der historischen Bebauung

«Ahoi»
Im Zentrum der Hafenstadt Romanshorn steht der Seemannsgruß «Ahoi» - als Name des Wettbewerbsprojekts für das neue Stadthaus - sinnbildlich für Begegnung und Austausch. Das neue Stadthaus soll neben der Stadtverwaltung mit vielfältigen Nutzungsangeboten und zeitgemässer Architektur öffentlicher Raum der Begegnung, des Austausches und zentraler Ort des Stadtlebens für die ganze Bevölkerung werden. Seine Ausstrahlung soll die Attraktivität der Innenstadt wiederbeleben und das städtische Leben für die nächsten Generationen stärken. Im Dreieck zwischen Allee-, Sternen- und Bahnhofstrasse entsteht zusammen mit dem Sternenplatz so das neue städtische Zentrum von Romanshorn.
Am Platz ergänzen im Erd- und ersten Obergeschoss weitere wichtige öffentliche Nutzungen wie eine Bibliothek, ein Café/Bistro und ein Ausstellungs- und Versammlungssaal die neue Stadtverwaltung.
Der Gebäudeflügel an der Alleestrasse soll im Stockwerkseigentum an die genossenschaftliche Raiffeisenbank vergeben werden, die ein Interesse hat, an dieser zentralen Lage in optimal ausgestatteten Büroräumlichkeiten ihre romanshorner Filiale neu zu eröffnen.
Zusammengefasst bedeutet eine zentralisierte Verwaltung an diesem Ort für die Bevölkerung eine höhere Dienstleistungsqualität mit gleichzeitiger Aufwertung des städtischen Zentrums.

Stadthaus und Stadtplatz – ein neues Zentrum
Die Lage des neuen Stadthauses und des neuen Stadtplatzes ist stadträumlich geradezu idealtypisch. Am neuen Stadtplatz treffen wie nirgendwo sonst in Romanshorn 6 Strassen zusammen, die das Zentrum mit dem See und dem Umland verbinden. Durch die Lage im Romanshorner Strassennetz liegt der Ort städtebaulich betrachtet zentral und seine sternförmige Ausbildung ist Programm seines zukünftigen Namens «Sternenplatz». Als begrünter Stadtplatz konzipiert, schafft er in einem sich beschleunigenden Klimawandel eine angenehm kühle Aufenthaltsqualität und trägt zur Hitzeminderung in der Innenstadt bei.
Die drei den Sternenplatz aufspannenden Strassen haben ihre eigene stadträumliche Stimmung und Massstäblichkeit, auf die das Stadthaus in seiner Volumetrie unmittelbar Bezug nimmt. Entlang der eher gassenartig engen Sternenstrasse/Mittlere Gasse greift das neue Stadthaus zweigeschossig die in Teilen noch vorhandene kleinteilige Bebauung auf und öffnet den benachbarten Konsumhof in den Stadtraum. Die Integration der schützenwerten Fassade der alten Wäschefabrik Sternengasse 1+3 in die zweigeschossige Fassade des Stadthauses lässt die Geschichte des Ortes im Stadthaus fortleben.
An der Alleestrasse knüpft das Stadthaus 4-geschossig an die Massstäblichkeit des Konsumhofes und der geplanten Ersatzneubauten vis-a-vis an.
Zur repräsentativen Bahnhofstrasse tritt das Gebäude mit einem Akzent am Platz 6 geschossig in Erscheinung und knüpft damit an die Höhe der bestehenden und zukünftig geplanten Bebauungen an der Bahnhofstrasse an. Alle drei Gebäude spannen ein akzentuiertes Platzensemble - die neue Mitte -von Romanshorn auf.

Terrassen als ökologischer und atmosphärischer Mehrwert
Die charakteristische Staffelung des Gebäudevolumens aus dem städtischen Kontext entwickelt, spielt drei Dachterrassen frei. Im 2. Obergeschoss schliesst an den Multispace, ein öffentliches Geschoss mit Aufenthaltsräumen und Sitzungszimmern, die erste Dachterrasse unmittelbar an. Eher mineralisch gestaltet, ist sie einladend für grössere Empfänge, Apéros in den Sitzungspausen und das gemeinsame Mittagessen der Mitarbeiter unter einer schattigen mit Photovoltaik gedeckten Pergola. Im 4. Obergeschoss schliesst an die Verwaltungsbürogeschosse der Dachgarten an, der intensiv begrünt, dem Rückzug und der Erholung für die Mitarbeitenden dient. Zuoberst auf dem Hauptdach liegt das „Seepanorama-Deck“, das den Romanshornern und Stadtbesuchern eine imposante Aussicht auf den See und das Säntismassiv bietet. Hier können auch kleinere repräsentative Empfänge stattfinden. Alle Dachflächen zusammen bilden im stark versiegelten innerstädtischen Kontext ökologische Ausgleichsflächen, dienen der nachhaltigen Stromgewinnung und tragen zur Minderung von Wärmeinseln bei.


Schattiges Blätterdach – der neue Sternenplatz
Mit dem neuen Verkehrskonzept in Romanshorn eröffnen sich spannende Möglichkeiten für die Neugestaltung des Stadtzentrums.
Das geplante neue Stadthaus soll ein offenes und transparentes Gebäude werden. Diese Offenheit setzt sich im Aussenraum fort. Eine Baumhalle erstreckt sich von Fassade zu Fassade und schafft unter grünen Kronen einen einladenden Ort. Ein neuer Platzbelag verbindet den Raum und rückt den Verkehr in den Hintergrund. Dank des Tempo-20-Regimes können auf trennende Elemente wie Randsteine verzichtet werden. Stattdessen sorgen dezente Kanten für Orientierung, auch für sehbehinderte Menschen, und dienen gleichzeitig als subtile Leitlinien für den Verkehr.
Zur Gliederung und atmosphärischen Gestaltung des Platzes werden die Baumstandorte mit unterschiedlich grossen Stauden- und Gräserrabatten versehen. Dies entspricht dem Wunsch aus der Mitwirkung nach mehr Grün und reduziert gleichzeitig die versiegelte Fläche. Zentral bleibt eine grössere zusammenhängende Fläche frei, die für Veranstaltungen und Anlässe genutzt werden kann. Ein bodenebenes Wasserspiel belebt und kühlt den Platz in den warmen Monaten. Wenn die Düsen nicht in Betrieb sind, bleibt die Fläche frei nutzbar.


Ein Haus für alle
Das neue Stadthaus ist ein Haus für alle – ein offenes Haus für die gesamte Bevölkerung. Deshalb «gehören» die beiden ersten Geschosse der Stadt und seinen Bewohnern und sind ganztägig der Nutzung durch die Öffentlichkeit vorbehalten. Die Südfassade zum Platz ist als offene Eingangsfassade ausgestaltet. Eine gedeckte Arkade lädt zum Verweilen in das Café/Bistro ein und markiert den Haupteingang des Stadthauses, der Raiffeisenbank, einen separaten Eingang der sozialen Dienste und der Bibliothek. Die Bibliothek wird sowohl durch das Stadthaus selbst als auch über einen separaten Eingang in der historischen Fassade an der Sternenstrasse erreicht. So ist die Bibliothek unabhängig von den Öffnungszeiten der Verwaltung in den Randzeiten und am Wochenende für Lesungen und andere Veranstaltungen zugänglich. Ähnlich wie die Bibliothek ist auch das Café/Bistro unabhängig von den Öffnungszeiten nutzbar und belebt über die Mittagszeit und am Abend nach Schalterschluss das Haus und den Sternenplatz.

Ein offenes Haus
Offenheit und Transparenz sind zentrale Leitmotive für die innere Konzeption des neuen Stadthauses und stehen stellvertretend für die Arbeit der Verwaltung für ihre Bürger. Fernab von dem oft bemühten Klischee der staubigen Amtsstube strahlt das Haus nach dem Betreten durch eine zweigeschossige Eingangshalle mit zentralen Lichthof Offenheit und Transparenz aus. Das offene Foyer mit Lounge-Charakter ist das Pendant - eine innere witterungsgeschützte «Piazza» und «Foyer public» - zum baumbestandenen schattigen Sternenplatz. Es ist ein lebendiger Ort mit ungezwungener Atmosphäre, in dem sich die Nutzungen des Alltags vermischen. Treffpunkt, Wartelounge, Ausstellungraum, Leseraum und Café/Bistro in einem.
Bei grösseren Festen und Empfängen sind die Galerie im 1. Obergeschoss, Stadtforum und Foyer zusammengeschaltet nutzbar und der Raum hat das Potential zur «Bühne» des Stadtlebens werden. Öffnen und schliessen lässt sich der Raum dank flexibler Trennwände, die sowohl eine gemeinsame als auch eine völlig unabhängige Nutzung voneinander ermöglichen.
Die Stadtverwaltung ist bürgernah und niederschwellig zugänglich. Im Erdgeschoss liegt der zentrale Empfang, die erste Anlaufstelle für Besucher:innen des Hauses. Über die grosse, einladende Freitreppe ist die offene Servicezone der am stärksten frequentierten Einwohnerdienste im 1. Obergeschoss direkt erreichbar. Abteilungen mit weniger Besucheraufkommen sind über den Lift oder das Treppenhaus an das Foyer angebunden.
Verschiedene Bereiche im Gebäude wie die Sitzungszimmer im Multispace im 2. Obergeschoss können von externen Nutzern wie Vereinen und Privatpersonen auch ausserhalb der regulären Öffnungszeiten der Verwaltung genutzt werden.
Der Lichthof im Zentrum des Hauses ermöglicht eine leichte Orientierung und fördert über visuelle Bezüge den Austausch der Mitarbeitenden untereinander. Das Zusammentreffen von Bürger:innen und Mitarbeitenden über den Lichthof verkörpert das Bild einer offenen, serviceorientierten und bürgernahen Stadtverwaltung.


Architekten: BGM ARCHITEKTEN
Team: META Landschaftsarchitektur
Auftraggeberin: Stadt Romanshorn
Ort: Romanshorn, Schweiz
Programm: multifunktionelles Haus mit Büros Verwaltung, Gewerbe, Café und Bibliothek
Jahr: Projektwettbewerb 2024 - Realisierung 2024-
Visualisierungen: © Maaars